Auflösung (Dissolution/Resolution)
an exhibition on reception, media and reality in three parts
Kuratorinnen&Konzept/ curators and concept: Rike Anders, Anke Hoffmann, Christin Lahr / RealismusStudio

mit/with:

High Definition (I): Shelly Silver (US), Jim Campbell (US), Armin Häberle (D), Günther Selichar (D), Kjell Bjorgeengen (NOR), M+M (D), Franz Wamhof (D), Thorsten Hallscheidt (D), u.a.

Rauschen (II): Jim Campbell (US), Jens Brand (D), Tatjana Marusic (CH), Carl Michael von Hauswolff (SWE), Achim Mohné (D), Astrid Nippoldt (D) u.a.

Entgrenzung (III): Julie Tolentino (US), Denis Luce, Kirsten Pieroth, Stefan Riebel, Jörg Schütze (pro:ohm)

2006 widmete sich das RealismusStudio der NGBK dem Thema Auflösung mit einer dreiteiligen Ausstellungsreihe. Teil 1 nimmt sich die technische Definition des Begriffes als Ausgangspunkt : High Definition verspricht den Konsumenten moderner Unterhaltungselektronik ausführlichste Einblicke und Kontrolle aller Aspekte der Realität, lockt aber auch mit dem Erlebnis von höchster Authentizität und intimer Nähe. Doch am Ende des Giga-Zooms auf das private Detail zeigt sich womöglich nur eine verflachte Pseudo-Nähe, die die Kenntlichkeit des Gesamtzusammenhangs eher verringert, gleichzeitig aber zu stark erhöhtem Speicherbedarf führt. Wo aber immer geringere Anteile der gesammelten Datenmassen dauerhaft gesichert werden können, stellt sich die Frage, ob höchste Auflösung letztendlich zur Selbstauflösung der digitalen Gedächtnisse führt.

Im 2. Teil der Ausstellungsreihe geht es vor allem um die ästhetischen Abfall- und Zufalls-Produkte, die sich aus der Überfülle von Bildinformation ergeben. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen all diejenigen Überlagerungen von Informationen, die nur noch als Rauschen wahrnehmbar sind – sowohl visuell als auch akustisch. Von besonderem Interesse sind hier die künstlerischen Ansätze, die sich experimentell darum bemühen, Information aus dem Rauschen zurückzugewinnen – ein an sich unmögliches Unterfangen; zu leisten nur mit den Mitteln der Parapsychologie, der Psychedelik oder der Poesie.

Teil 3: Wir sind angekommen. Die Sonne sticht, alles ist weiß.Um die Schulter baumelt noch immer die neue HD-Kamera -oder doch nicht; es ist nur die leere Tragetasche - ist die Kamera gestohlen worden ?
Das Gedächtnis hat ausgesetzt. Das Rauschen im Kopf ist einem leise vibrierenden Dröhnen gewichen. Nur manchmal hört es sich so an, als ob es irgendwo tropft. Ist das Taubheit ? Oder hat alles, was wir kannten, irgendwie aufgehört? Wir sind benommen, dabei aber eigenartig heiter. Wenn nur die Erinnerung wieder einsetzen würde... Wir sind allein an einem der Strände, die sich im Zentrum der Stadt ausgebreitet haben. Der Sand klebt und scheint aus Zucker zu bestehen. Merkwürdigerweise hat sich hier eine Pfütze angesammelt. Der warme Wind wirbelt ein schimmerndes Stückchen Stanniolpapier und viele lose Papierfetzen umher. Einen davon können wir ergreifen. Darauf steht: FOR YOU - nur nach Voranmeldung - Oranienstraße 25. Wir werden hingehen. (Text: Rike Anders)

FILMPROGRAMM
Die Ausstellung wird begleitet und eingerahmt von 3 Filmabenden mit Filmen und Videos zum Thema AUFLÖSUNG. Zur thematischen Einführung wurden im Wartezimmer der Ausstellung jeweils Klassiker der Filmgeschichte in Ausschnitten präsentiert; u.a „The Man with the X-Ray-Eyes“, „Blaumilchkanal“, „Themroc“. Ab 21.30 Uhr waren im Innenhof und im Wartezimmer der Ausstellung Künstlervideos u.a. von Teresa Hubbard und Alexander Birchler, Christine de la Garenne, Thomas Köner, Aernout Mik, Andreas Rost, Corinna Schnitt, Gillian Wearing, Silke Witzsch und Sharam Entekhabi zu sehen.